(mit freundlicher Genehmigung vom
Landesverband Bayerischer Kleingärtner e.V.)
Magerwiesen werden umgangssprachlich auch als Blumenwiesen oder Kräuterwiesen
bezeichnet.
Definition: Eine Magerwiese ist eine ausdauernde
Pflanzengemeinschaft, in der zahlreiche Kräuter und Gräser genügend Zeit haben, ihre
Entwicklung bis zur Samenreife abzuschließen, bevor sie abgemäht werden. Ihr Bestandsaufbau
nach Arten, Höhe und Dichte unterschiedlich lässt sich durch Schnittzeitpunkt und
-häufigkeit regulieren. Wird die Mahd auf ein bis drei Schnitte eingeschränkt, entsteht
eine Wiese, wenn der Schnitt nach der Blüte der Wiesenpflanzen vorgenommen wird.
Vorraussetzung für eine blumen- und kräuterreiche Wiese ist ein magerer, relativ
nährstoffarmer Boden, wobei man sagen kann: Je nährstoffärmer dieser ist, desto
artenreicher die Wiese.
Anlegen einer
Blumenwiese
Zur Anlage einer Blumenwiese gibt es folgende Möglichkeiten:
"Durchwachsenlassen" eines vorhandenen Rasens, d. h. lediglich
Reduzierung der Mahd und Verzicht auf Düngung. Dies ergibt zunächst ein wenig buntes
Bild, da Arten aus dem Umfeld nur sehr langsam einwandern. Auch spielt die vorhandene
Bodenqualität eine wichtige Rolle: Für die Entwicklung von Blumenwiesen aus
Vielschnittrasen sind jüngere Rasenansaaten auf frischen, nährstoffreichen, lehmigen
Böden nicht sehr günstig. Hingegen sind die Vorraussetzungen auf trockenen, kalkhaltigen
oder sauren und mageren Standorten günstiger. Sehr gut für eine Umstellung geeignet sind
auch ältere Rasennarben, die früher als Wiesen genutzt wurden. Sie enthalten noch nach
Jahren intensiver Pflege zahlreiche erwünschte Wiesenkräuter und deren Samen, die sich
dann bei geringer Schnitthäufigkeit entfalten können.
Umbruch der Grasnarbe und Ausmagern von schweren, tonigen Böden
durch Lüften (Vertikutieren) und Einarbeiten von Sand in die Hohlräume. Reduzierung der
Mahdzahl und Nährstoffentzug durch Verzicht auf Düngung dabei wie oben. Auf die
vorbereitete Oberfläche wird eine Kräuter- oder Wildblumenmischung eingesät.
Neuschaffung eines mageren Standorts durch Überdecken einer Fläche
mit kiesig-sandigem Rohboden sowie Einarbeiten einer drei bis fünf Zentimeter starken
Mutterbodenschicht, danach Neuansaat.
Neuansaat
Zur Neuansaat einer Blumen- bzw. Kräuterwiese können entweder die einzelnen Pflanzenarten
selbst zusammengestellt oder handelsübliche Mischungen verwendet werden. Als
Regelmischungen sind z. B. erhältlich:
RSM 7 Landschaftsrasen und Kräuter
Extensivrasen als Kräuterwiese
Extensivrasen als Blumenwiese
Dabei ist aber folgendes zubeachten:
Solche Mischungen bieten oft nur im ersten Jahr eine Blütenpracht,
die in den folgenden Jahren erheblich nachlässt. Sie enthalten viele Arten, die nicht in
eine stabile Wiesenpflanzengesellschaft gehören und schon bald wieder verschwinden, z. B.
Ringelblume und Schleierkraut.
Beim Transport kann sich das Saatgut entmischen, so dass die Saat
später viel zu dicht fällt und die Sämlinge sich gegenseitig unterdrücken.
Das Saatgut ist nicht immer von mitteleuropäischen Mutterpflanzen,
die an unsere Klimaverhältnisse angepasst sind.
Effektiver, allerdings auch arbeitsaufwendiger ist es, selbst eine
Samenmischung zusammenzustellen oder sogar Jungpflanzen anzusiedeln (möglich z. B. bei
Knautien, Ehrenpreis, Wiesensalbei, Schafgarbe, Margerite, Wiesenstorchschnabel,
Wiesenschaumkraut, Wegwarte, Scharfer Hahnenfuß oder Veilchen). Auch einige Blumenzwiebeln
können direkt gepflanzt werden, unter anderem Märzenbecher, Krokus, Herbstzeitlose oder
Narzissen. Hierzu braucht man natürlich die geeigneten Bezugsquellen und das fachliche
Wissen zur richtigen Auswahl und Mischung der Samen. Im Zweifelsfall sollte man sich an den
örtlichen Kreisfachberater wenden, der einem über lokale Bezugsquellen und spezifische
regionale Pflanzenarten Auskunft geben kann.
Vorteile einer Blumenwiese
Die Nutzung einer solchen Fläche ist während des Hochstands der Blumen und Kräuter stark
eingeschränkt bzw. unmöglich. Es stellt sich also die Frage, welche Vorteile eine Blumen- oder
Kräuterwiese dem Gärtner gegenüber dem herkömmlichen Rasen bietet.
Die Vorteile sind zunächst einmal natürlich nicht-gärtnerischer, ökologischer
Natur: Blumen- oder Kräuterwiesen sind wie schon erläutert artenreich, sie sind in unserer modernen
Industrielandschaft auch selten und bieten damit ein vielfältiges Angebot an Nahrung und Lebensraum
für Tierarten, die ansonsten in den Kleingartenanlagen bzw. in unseren Städten insgesamt nicht mehr
existieren könnten. Es gibt aber auch "handfeste" praktische Gründe, die für die Anlage solcher
Wiesenflächen sprechen. Sie sind zum einen pflegeextensiv, zum anderen billiger im Unterhalt (wenn
sie einmal eingewachsen sind). Zudem besitzen sie einen hohen Erlebniswert für den Stadtbewohner.
Sie stellen im Kleinen ein funktionierendes Stück Natur dar und sind durch den Artenreichtum
ästhetisch wesentlich reizvoller als monotone Rasenflächen.
Somit bleibt es dem einzelnen überlassen, ob er die Mühen und Einschränkungen
einer Blumenwiese in Kauf nimmt, um ihre Vorteile zu nutzen und zu genießen einen sinnvollen und
wichtigen Baustein für den naturnahen Garten stellt eine solche Wiese auf alle Fälle
dar.