(mit freundlicher Genehmigung vom
Landesverband Bayerischer Kleingärtner e.V.)
Definition: Kräuter können einjährig sein (z. B.
Anis, Basilikum, Bohnenkraut, Borretsch, Dill, Kerbel, Koriander, Kresse, Majoran, Wermut),
zweijährig (Fenchel, Kümmel ). Es können Stauden sein (z. B. Beifuß, Dost, Estragon,
Knoblauch, Liebstöckl, Meerrettich, Melisse, Petersilie, Pfefferminze, Schnittlauch,
Waldmeister), Halbsträucher und Sträucher (wie Salbei, Rosmarin und Lavendel) und sogar
Bäume (z. B. der Lorbeerbaum). Der Begriff "Kräuter" ist also keine botanische Definition.
Kräuter sind vielmehr über ihren Nutzwert definiert, und zwar
als Küchen- und Gewürzkräuter, welche einen Geschmackswert zur
Verbesserung des Essens besitzen,
als Heilkräuter, welche die Grundlage für Arzneimittel bilden oder
selbst Arzneimittel sind, alternativ auch als Giftkräuter, wobei die Übergänge hier
fließend sind,
im Gemüse- und Obstgarten kommt noch ein dritter Aspekt hinzu
nämlich Kräuter als biologischer Pflanzenschutz bzw. Beipflanzung im Rahmen der
Mischkultur.
Eine Pflanze kann natürlich auch einen mehrfachen Nutzwert haben, so
z. B. die Melisse, die als Salatgewürz genauso gut verwendet werden kann wie zur
Zubereitung eines magenberuhigenden Tees. Auch der Kümmel ist Würzkraut und Heilkraut in
einem. Typisch für die Kräuter sind in jedem Fall die Aromastoffe und ätherischen Öle, die
ihnen ihren charakteristischen, unverwechselbaren Duft verleihen.
Heimat
Die Heimat vieler heute bei uns kultivierter Küchenkräuter liegt im Mittelmeerraum eine
trockene Südlage in voller Sonne ist für sie Vorraussetzung zum guten Gedeihen und zur
Ausbildung der aromatischen Stoffe. Hauswände oder Steine können durch Rückstrahlung den
Effekt der Besonnung verstärken. Einige Kräuter gedeihen aber auch im lichtschattigen bzw.
halbschattigen Bereich (z. B. Petersilie, Melisse, Dost, Pfefferminze) oder sogar im Schatten
(Waldmeister), andere am Wasserrand (Brunnenkresse, Wasserminze).
Standortansprüche
Die Standortansprüche sind dementsprechend unterschiedlich. Sie reichen von trocken,
kalkhaltig, humusarm, steinig und durchlässig (z. B. bei Thymian, Salbei, Lavendel oder
Estragon) über humusreich, sandig-lehmig und frisch (Schnittlauch, Petersilie) bis
lehmig-tonig und feucht (Brunnenkresse und Wasserminze).
Die meisten Kräuter sind zwar anspruchslos, aber eine artgerechte
Düngung ist auch hier angebracht. Trockenheitsliebende Kräuter wie Thymian oder Oregano
brauchen kaum Dünger. Sie werden auf humusreichen Böden sogar von stärker wüchsigen
Nachbarpflanzen erdrückt. Pflanzen mit weichem Blattwerk wie z. B. Petersilie oder
Schnittlauch sollten hingegen maßvoll gedüngt werden. Am besten gibt man einmal im Jahr
eine nicht zu große Dosis Kompost hinzu. Düngen im Kräutergarten ist eine Kunst oder besser
gesagt eine Gratwanderung: Zu viel Dünger erzeugt große, wenig aromatische Blätter und
lässt die Pflanzen wuchern, bei mangelhafter Düngung werden die Blätter kümmerlich und
bleich, die Pflanze wird schädlingsanfällig.
Verwendung
Die Einsatzmöglichkeiten für Kräuter im naturnahen Garten sind vielfältig. Man kann sie
verwenden
in einem separaten Küchen- und Heilkräutergarten,
in der so genannten Kräuterspirale,
vor oder auf Trockenmauern, Steinwällen oder in Steingärten als Zier- und
Duftpflanzen in Kombination mit anderen Stauden und Gehölzen,
in den Gemüsebeeten der Mischkultur zur Vergesellschaftung mit den
Gemüsearten (v. a. ein- und zweijährige Kräuter),
als separate Schutzstreifen entlang der Gemüsebeete zur Abwehr von
Schädlingen (v. a. mehrjährige Kräuter),
als Blühstauden im Ziergartenbereich in Verbindung mit Sträuchern und
Stauden (z. B. die klassische Kombination Lavendel mit Rosen),
als Beeteinfassungen (am besten nur eine Art, z. B. Heiligenkraut vor
Rosenbeeten),
als Bodendecker (z. B. Thymian),
als Bestandteil einer Kräuterwiese (z. B. Kamille oder
Pfefferminze).
In einem Hausgarten, der naturgemäß nur ein beschränktes Platzangebot aufweist,
sollten Kräuter sinnvoller Weise nicht in einem eigenen Bereich, sondern in Kombination mit anderen
Pflanzen an möglichst vielen verschiedenen, für die jeweiligen Pflanzen passenden Standorte
eingesetzt werden: sei es im Ziergartenbereich, sei es im Nutzgartenbereich. Es entspricht dem
Wuchs-Charakter der Kräuter, sich in die jeweilige Pflanzengemeinschaft einzufügen.Separate Beete
benötigen in der Regel zu viel Platz. Die beliebte Kräuterspirale ist zwar platzsparend,
gestalterisch und ökologisch aber fragwürdig. Gestalterisch deshalb, weil der schneckenförmig
verwundene, durch seine runde Form immer abweisend wirkende Solitär nur schwer mit anderen
Elementen des Gartens kombiniert werden kann, ökologisch deshalb, weil auf einem solch knappen Raum
nicht ohne entscheidenden Qualitätsverlust die erwünschte Abfolge von unterschiedlichsten
Standorten hergestellt werden kann. Die wärmeliebenden Kräuter pflanzt man also besser vor die
Trockenmauer, Petersilie oder Schnittlauch in oder an den Beeten, die Minze sowie die Brunnenkresse
an den Rand des Teichs.